Morgen fang ich an: Vom ewigen Aufschieben (und warum das völlig menschlich ist)

Shownotes

Kennst du das – du willst endlich etwas erledigen … und plötzlich hast du das Bedürfnis, erstmal die Besteckschublade neu zu sortieren? In dieser Folge geht’s um das Thema Aufschieben – warum wir das alle tun, wieso es gar nichts mit Faulheit zu tun hat und wie du es schaffst, trotzdem in die Umsetzung zu kommen. Mit Humor, ehrlichen Alltagsbeispielen und Tipps, die wirklich funktionieren.

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Transkript anzeigen

00:00:07: Hallo, ich bin Tanja von Trennungshelden, ich bin Liebeskommercoach und helfe dir, deinen Schmerz loszulassen, gestärkt mit neuem positiven Lebensgefühl wieder durchzustarten und glücklich zu sein.

00:00:32: Hallo, schön, dass du wieder da bist.

00:00:34: Heute reden wir mal über ein Thema, das ich richtig gut kann.

00:00:36: Also so richtig gut.

00:00:37: Ich bin quasi absoluter Vollprofilerin.

00:00:41: Es geht um Aufschieben.

00:00:42: Oder wie man es auch nennen könnte, die Kunstdinge so lange liegen zu lassen, bis sie kurz davor sind ernsthaft Schwierigkeiten zu verursachen.

00:00:48: Die Sorge habe ich beim Ausmüsten so eine Kiste mit alten DVDs gefunden und ganz oben lag der Film vom Winde Verweht.

00:00:54: Das war mal mein absoluter Lieblingsfilm, diese tragische Liebesgeschichte von Scarlett O'Hara und Red Butler ohne Happy End natürlich.

00:01:01: Und ich habe wieder das Ende des Films im Kopf gehabt.

00:01:03: Red verlässt Scarlett, sie in ihrer dramatischten Pose, guckt bedeutungsvoll in die Ferne und sagt, verschieben wir es auf morgen.

00:01:10: Morgen ist auch noch ein Tag.

00:01:12: Das war im gesamten Film gefühlt irgendwie ein Umgang mit unangenehmen Dingen.

00:01:15: Und ich habe es damals gefühlt und ich fühle es heute noch.

00:01:18: Scarlet ist einfach so mein Spirit-Animal.

00:01:20: Morgen ist eben auch noch ein Tag.

00:01:21: Und übermorgen.

00:01:22: Und ich bin eher so der Typ der To-Do-Listen schreibt, um sich produktiv zu fühlen, während ich damit eigentlich nur neue To-Do's produziere.

00:01:28: Und ich bin auch die, die sich denkt, ich räume da später auf, ich mache das morgen.

00:01:32: Ich fange am Montag an.

00:01:33: Und dann ist plötzlich Dienstag, nächste Woche, oder?

00:01:35: Oder?

00:01:36: Oder?

00:01:37: Und ich bin eben so, dass ich alles auf den letzten Drücker fertig kriege.

00:01:41: Erst wenn es so richtig weh tut, wenn die Lettline quasi atmet, wenn der Druck so groß ist, dass mein inneres Nervensystem ruft, jetzt aber.

00:01:47: Und weißt du was?

00:01:48: Das klappt dann erstaunlich gut.

00:01:50: Ich arbeite unter Druck wie so ein Uhrwerk und der Preis dafür ist aber Stress, Chaos und dieses kleine schlechte Gewissen im Hinterkopf, das flüstert, hätte es ja einfach mal früher machen können.

00:01:59: Und genau das ist ja das Spannende daran.

00:02:01: Warum schieben wir die Dinge überhaupt auf?

00:02:02: Warum tun wir nicht einfach das, was getan werden muss?

00:02:05: Wenn wir wissen, dass es uns nach besser geht und oft ist das ja auch super schnell erledigt, das ist ja halt irgendwie nur, bevor man sich reinsetzt, so ein Riesenberg.

00:02:12: Und ich meine, es ist ja nicht so, dass wir nicht wissen, dass wir Sport machen sollten, die Steuer abgeben müssen oder endlich mal dieses schwierige Gespräch führen sollten.

00:02:19: Aber irgendwas in uns sagt, ach, morgen klingt irgendwie besser.

00:02:22: Und fangen wir mal ganz ehrlich an.

00:02:23: Aufschieben ist ja kein Zeichen von Faulight.

00:02:26: Es ist ja eher so ein Schutzmechanismus.

00:02:27: Unser Gehirn ist einfach schlecht darin, mit Dingen umzugehen, die unangenehm, unklar oder unüberschaubar sind.

00:02:33: Und... Wenn du zum Beispiel denkst, ich muss endlich meine Steuer machen, dann fühlt sich das in deinem Kopf so wie so ein riesiger grauer Berg an.

00:02:39: Und was macht dein Gehirn?

00:02:41: Es schiebt es weg, nicht weil du unfähig bist, sondern weil es dich vor Überforderung schützen will.

00:02:44: Dazu kommt, wir Menschen sind ja so Dopamin-Junkies, wir lieben schnelle Belohnungen.

00:02:48: Aber Steuer machen?

00:02:49: Nein, kein Dopamin.

00:02:50: Auf Insta-Scrollen?

00:02:51: Ja, boom, Dopaminschauer, Deluxe und Schwupps.

00:02:54: Schon wieder eine Stunde rum, in der du eigentlich nur kurz was schauen wolltest.

00:02:57: Manchmal ist aufschieben, aber auch ein Signal.

00:02:59: Vielleicht willst du etwas gar nicht wirklich.

00:03:01: Passt das gar nicht zu dir oder nicht mehr zu dir?

00:03:03: Und ich sage dir ganz ehrlich, wenn ich etwas ständig vor mir her schiebe, dann frage ich mich mittlerweile schon, will ich das wirklich oder will ich nur wollen, dass ich es will?

00:03:11: Großer Unterschied.

00:03:12: Denn oft übernehmen wir Ziele, die gar nicht unsere sind, weil wir denken, wir müssten sie wollen.

00:03:16: Weil alle sagen, das sollte man doch.

00:03:18: Man sollte endlich mal meditieren, man sollte einen Visionboard haben, man sollte früher aufstehen und während du dich innerlich bemüßt, dieses Sollte zu erfüllen, dann denkst du dir, nee, eigentlich will ich einfach nur ausschlafen und einen entspannten Kaffee trinken.

00:03:28: Und ja, manchmal schieben wir Dinge eben auf, weil sie einfach nicht zu uns gehören.

00:03:31: Und das ist völlig okay.

00:03:33: Und vielleicht kommt dir die folgende Situation auch bekannt vor.

00:03:35: Du willst nur mal schnell die Wäsche machen und plötzlich sitzt du auf dem Boden mit einem alten Fotoalbum, heulst über deine neunziger Jahre ich und fragst dich, wo die Zeit geblieben ist.

00:03:42: Zwei Stunden später?

00:03:43: Wäsche?

00:03:44: Ja, komplett unberührt.

00:03:46: Oder du nimmst dir fest vor, aufzuräumen und fängst damit an, deine Gewürzschublade alphabetisch zu sortieren, weil es ja auch Ordnung schaffen ist.

00:03:52: Oder mein Klassiker, ich plane eine Aufgabe und lande plötzlich beim Basteln von so einem neuen Notizbuchsystem, um produktiver zu werden, sprich, ich verschiebe das machen, indem ich mich aufs Planen stürze.

00:04:01: Klingt bekannt?

00:04:02: Ja, willkommen im Club der Prokastiniererinnen mit Perfektionsanspruch.

00:04:06: Ich habe ja eben schon gesagt, ich funktioniere unter Druck und wenn ich weiß, es muss jetzt passieren, weil sonst alles zusammenfällt, dann kriege ich es auch hin.

00:04:12: Und das ist gleichzeitig Fluch und Segen.

00:04:14: Fluch, weil es stressig ist.

00:04:16: Segen, weil es zeigt, ich kann es ja.

00:04:18: Aber langfristig ist das wie ein Leben mit Dauerfeueralarm und irgendwann brennst du da halt aus.

00:04:21: Deshalb habe ich mir jetzt angewöhnt oder ich versuche es, nicht nur auf Druck zu reagieren, sondern ihn künstlich zu erzeugen.

00:04:26: Zum Beispiel indem ich jemanden verspreche, ich schick dir das morgen, dann muss ich liefern.

00:04:30: Oder ich plan mir Termine ein, die verbittlich sind, auch mit mir selbst.

00:04:33: Weil irgendwann ist ja irgendwie auch kein Datum im Kalender.

00:04:36: Aber ich sag's dir, wie's ist, klappt natürlich auch bei mir nicht immer.

00:04:39: Und deshalb kommen wir jetzt für dich und auch für mich sechs Tipps gegen das Aufschieben.

00:04:42: Erstens, mach's kleiner.

00:04:44: Wenn du denkst, ich muss endlich meine Wohnung aufräumen, dann wird's nie passieren.

00:04:47: Sagt stattdessen, ich räume heute die Küllenschublade auf.

00:04:50: Kleine Schritte, große Wirkung.

00:04:52: Zweitens, die fünf Minuten Regel, sag dir, ich mach's nur fünf Minuten.

00:04:55: Wenn's Schlimmes hör ich auf und ich verspreche dir, zu neunundundzig Prozent wirst du nicht aufhören.

00:04:59: Drittens, schaff dir Struktur, aber keine Zwangshacke.

00:05:02: Wenn du weißt, du bist eher der Nachtmensch, dann plan dir deine produktive Zeit nicht auf sieben Uhr morgens.

00:05:07: Mach es so, wie's funktioniert, nicht wie andere das irgendwie zu dir sagen.

00:05:10: Viertens, nur zu Druckbewusst.

00:05:12: Ja, manche von uns, so wie ich, brauchen Druck, also bau ihn dir.

00:05:15: Sag jemanden, dass du etwas zu einem Termin abgibst oder erzähl jedem in deinem Freundeskreis oder in der Familie, wann du was erledigt haben willst oder setz dir ein Timer.

00:05:22: Fünftens, machst dir schöner.

00:05:24: Arbeite vielleicht mit einer Kerze, mit Musik, mit einem leckeren Kaffee.

00:05:27: Wenn du deine To-do's in eine schöne Atmosphäre packst, sind sie plötzlich halb so schlimm.

00:05:31: Sechstens, lobt dich für jeden kleinen Schritt.

00:05:33: Unser Gehirn liebt ja Anerkennung, also sagt nicht, ich habe ja gerade mal angefangen, sondern sagt, ich habe angefangen.

00:05:37: Punkt.

00:05:38: Manchmal ist das Ganze aber auch eine Botschaft.

00:05:39: Es gibt noch so eine tiefere Ebene.

00:05:41: Manchmal schieben wir Dinge auf, weil wir innerlich spüren, das bin ich nicht.

00:05:44: Oder nicht mehr.

00:05:45: Vielleicht merkst du einfach, du willst gar nicht mehr diesen Job oder dieses Ziel oder diesen Lebensstil.

00:05:49: Dann ist aufschieben kein Problem, sondern ein Hinweis, eine Einladung noch mal hinzuschauen.

00:05:53: Und manchmal ist das nicht machen, dann der ehrlichste Schritt überhaupt.

00:05:56: Und weißt du, was mich bei diesem ganzen Thema wirklich immer etwas entspannt, ich nehme mich dabei einfach nicht mehr ganz so ernst.

00:06:01: Wenn ich mich mal wieder dabei erwische, wie ich Dinge aufschiebe, dann sage ich mir, ah, kommt Tanja, du bist keine Aufschieberin, du bist einfach nur eine Frau mit einem ausgeprägten Talent für kreative Umwege.

00:06:09: Und dann fange ich bestenfalls an.

00:06:11: Oder auch nicht.

00:06:11: Aber auch ohne schlechtes Gewissen.

00:06:14: Weil das ist das, was ich dir heute mitgeben möchte.

00:06:16: Aufschieben ist ja kein Zeichen von Schwäche.

00:06:18: Es zeigt, dass du spürst, wenn was zu viel ist, dass du reflektiert bist und dass du dich mit deinen inneren Widerständen beschäftigst.

00:06:23: Und irgendwann kommt der Punkt, wo du sagen darfst, ich will es jetzt wissen, ohne aber der Punkt, wo die Deadline brennt.

00:06:28: Und dann fängst du an.

00:06:29: Also ja, Scarlet morgen ist auch noch ein Tag und von dem Film gab es dann ja im Jahrzehnte später eine Fortsetzung, in der die beiden sich dann doch noch bekommen haben.

00:06:36: Scarlet wird also auch irgendwann angefangen haben.

00:06:39: Und falls du diese Folge hörst, während du eigentlich was ganz anderes machen wolltest, kein Stress?

00:06:43: Das hier war bestimmt genau die richtige Art von Aufschieben.

00:06:45: Ich wünsche dir alles Liebe, bis zum nächsten Mal.

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